Spiritualität in der Beziehungs- und Familienpastoral

IFOK Tagung Luzern 2014

Mittwoch, 11. Juni 2014 9.30-17.00 Uhr Universität Luzern

Spiritualität ist zu einem Leitbegriff der religiösen Gegenwartskultur geworden, der dafür steht, dass die Wirklichkeit im Vorhandenen nicht aufgeht – für alles, was das bloss Funktionale und Verzweckte sprengt. Gerade Paar- und Familienbeziehungen sind mit hohen Lebenssinn- und Glückserwartungen verknüpft. Zahlreiche Eltern suchen und entdecken mit ihren Kindern zeitgemässe Sprach- und Ausdrucksformen für Religiöses.

Die IFOK-Tagung 2014 will am hochaktuellen Thema Spiritualität die von vielen kirchlich Engagierten geteilte Vision einer ‚gendersensiblen Pastoral‘ durchbuchstabieren. Wenn Spirituelles mit der Art und Weise zu tun hat, wie Menschen sich auf ihr Erleben einlassen, dann geht es vor allem darum, Frauen und Männer, Eltern und Familien dazu anzuleiten und darin zu unterstützen, ihre Spiritualität selbstverantwortlich und alltagstauglich zu gestalten.

Dabei dürfen spirituelle Prozesse nicht vorschnell in soziale Bezüge zurückgeführt oder für das Zusammenleben als Paar und Familie verzweckt werden. Erwartungen und Sehnsüchte können ebenso viel verbauen wie sie an grösserer Lebendigkeit eröffnen können. Spirituelle Erfahrung bedeutet fast immer eine Infragestellung eigener Selbst- und Rollenbilder, ehe sie dazu führt, dass wir uns selbst und unsere Mitwelt neu wahrnehmen. Zu dieser spannungsreichen Thematik will die Tagung ermutigende Erfahrungen, weiterführende Perspektiven sowie praxisbezogene Impulse vermitteln.

Programm

Mittwoch, 11. Juni 2014

 9.30 Uhr Begrüssung und Tagungseröffnung, Hörsaal 3.A05, 3. OG

09.45 Uhr Gott ist schon da. Schritte zu einer inkarnatorischen Familienspiritualität

Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Referentin für Spiritualität und Seelsorge am Institut für Fort- und Weiterbildung Rottenburg-Stuttgart

Pause mit Kaffee und Gipfeli

11.00 Uhr Vernetzt und/oder ganz allein. Widersprüchliche Erfahrungen in der Meditation

Peter Wild, Theologe und Erwachsenenbildner im Bereich Spiritualität, Yoga-  und Meditationslehrer 

Gelegenheit zum Mittagessen in der Uni-Mensa

13.00-15.45 Uhr Konkretionen in Ateliers – Seminarräume im 3. OG

16.00 Uhr Schlusspodium Hörsaal 3.A05, 3. OG

mit Madeleine Winterhalter-Häuptle (Fachstelle Partnerschaft – Ehe – Familie im Bistum St.      Gallen), Burghard Förster (Erwachsenenbildung Katholische Kirche Stadt Luzern), Birgitta Aicher (Bischofsvikariat Pastoral und Bildung Solothurn ), Bruno Brantschen SJ (Lassalle-Haus Bad Schönbrunn), Leitung: Dr. Christoph Gellner, Leiter IFOK

Programm Ateliers

Alle Teilnehmenden können zwei Ateliers ihrer Wahl besuchen:

I: 13.00-14.15 Uhr, Pause, II: 14.30-15.45 Uhr

Atelier 1

Christlicher Spiritualität in der Familie Raum geben

mit Dr. Christiane Bundschuh-Schramm

Vorgestellt werden Übungs-, Sprach- und Ausdrucksformen, mit denen Grunddimensionen christlicher Spiritualität in der Familie zum Zug kommen können. Wichtig ist die Korrespondenz von Üben und (Nach-) Denken, von gelebtem Leben und reflektierendem Darübersprechen, damit weder die Übung dem theologischen Empfinden noch die Theologie der gelebten Praxis hinterherhinkt.

Atelier

Schweigsam und handlich? Der Zugang zur Spiritualität ist konkret

mit Peter Wild

Männer atmen auf, wenn einmal nicht über alles gesprochen werden muss, wenn ihnen aufgeht, dass sich die Verpflichtungen, die sie in ihrem Leben bereits eingegangen sind, als Gefässe ihres spirituellen Lebens eignen. Zugleich zeigt sich, dass jede Person ihren ganz eigenen, einmaligen Zugang zur spirituellen Erfahrung besitzt. So können in Paarbeziehungen und Familien unterschiedliche Erfahrungen zu einem gemeinsamen Reichtum zusammen kommen. Mann und Frau müssen nicht denselben Weg gehen, so wenig wie den ihrer Kinder. Es gehört zur Qualität der spirituellen Erfahrung, dass sie verbindet, auch wenn ihre Form anders ist.

Atelier 3

Beziehungsspiritualität aus feministisch-theologischer Perspektive

mit Dr. Regula Grünenfelder, Bildungsbeauftragte des SKF, als feministische Theologin tätig in verschiedenen Aktionsgruppen zum zivilgesellschaftlichen Engagement

«… so gibt uns Gott von ihrer Kraft»: Fundament feministischen Denkens und Wirkens ist das Engagement für gerechte Beziehungen – im Nahbereich (das Private …) wie in grossen Zusammenhängen (… ist politisch). Spiritualität fördert und fordert ein Bewusstsein, im Kleinen wie im Grossen miteinander leidenschaftlich tastend unterwegs zu sein, weil wir immer noch in vielfältigen Herrschaftsverhältnissen leben. Impulse, Reflexionen und Austausch über eigene Erfahrungen, Differenzen zwischen Geschlechtern und Menschen, das Lob der ‚dritten Sache‘ und das Segnen.

Atelier 4

Liebesformationen. Hanns-Josef Ortheils Paargeschichten spirituell gelesen

mit Dr. Christoph Gellner

Inspiration aus der Gegenwartsliteratur: Ortheils viel beachtete Romantrilogie «Die grosse Liebe» (2003), «Das Verlangen nach Liebe» (2007) und «Liebesnähe» (2011) bricht mit gleich zwei Tabus: Dass sich angeblich nur die Unmöglichkeit der Liebe, ihr Scheitern und Zerbrechen erzählen lasse. Zugleich ist für den Schriftsteller Religiös-Spirituelles längst wieder gesprächsfähig geworden – sofern es sich über elementare Erfahrungen vermittelt wie Daseinsvertrauen, Lebensfreude, Lieben und Geniessen.

Anmeldeschluss bis 20. Mai 2014