Paulus schreibt den Gemeinden

     

In den Briefen des Paulus sei „einiges schwer zu verstehen“: Das weiss bereits der 2. Petrusbrief (3,16). Aller Forschung zum Trotz sind die letzten Rätsel im paulinischen Corpus noch nicht gelöst. Was sich jedoch davon mit einiger Plausibilität verstehen lässt, soll auch einer interessierten breiten Leserschaft zugänglich sein.

Um das zu erreichen, hat Anneliese Hecht vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart über ihre Pensionierung hinaus die Fäden in die Hand genommen. Sie hat die Autor*innen motiviert und deren Texte unermüdlich redigiert und korrigiert, bis im Herbst 2020 die beiden Bände namens „Paulus schreibt den Gemeinden“ aus dem Druck kamen. Diese enthalten Kurzkommentaren zu den sieben unumstrittenen Paulusbriefen.

Schon zu Evangelien und Apostelgeschichte hat das Bibelwerk Bände in diesem Format publiziert, und das Konzept hat sich bewährt. Der Kommentarteil räumt jeder Perikope eine Doppelseite ein. Links steht eine eigens angefertigte Übersetzung, so präzise und gleichzeitig so eingängig wie möglich. Die Übersicht über die bisweilen nicht enden wollenden paulinischen Sätze ist dadurch erleichtert, 

dass sie in Sinnzeilen unterteilt sind. Wesentliche Erläuterungen zur Perikope bündelt der Kommentar auf der einen Gegenseite. Er zeichnet vor allem den Gedankengang nach und bietet die wichtigsten sozialgeschichtlichen oder konzeptuellen Hintergründe, um den Text in seiner Zeit zu verstehen. Dabei bleibt der Kommentar der Perspektive des Paulus treu. Übertragungen in die Gegenwart sind der Leserschaft vorbehalten.

Eine Gesamteinleitung erschliesst die Biographie des Paulus, seine Motivation und seine Netzwerke, auch Wissenswertes zum antiken Brief. Jeder Paulusbrief wird mit einer eigenen Einleitung und einer Gliederungsübersicht vorgestellt.

Hoffentlich kann der Kommentar dazu beitragen, dass die „alten“ Paulustexte für alle Interessierten, Lektor*innen oder Lehrpersonen, Prediger*innen und sonstigen Neugierigen, heute etwas verständlicher zu sprechen beginnen. Dann könnten die Initiantin und das Autor*innen-Team nach der intensiven und produktiven Zusammenarbeit v.a. des vergangenen Sommers erleichtert aufatmen.

PROF. DR. THEOL. HABIL. HILDEGARD SCHERER,
Lehrstuhl für Neutestamentliche Wissenschaften an der Universität Chur