Gebet als Resonanzereignis

     

Das Gebet als „Resonanzereignis“ zu beleuchten, bedeutet, es nicht wie gewöhnlich als aktiven Vollzug zu verstehen, sondern als etwas, das sich mitunter überraschend einstellt oder sich entzieht. Die Leitmetapher der „Resonanz“ verweist zudem auf die Responsivität und die Sinnlichkeit des Betens. Es beginnt nicht bei sich selbst, sondern kommt von woanders her. Und es betrifft nicht nur den menschlichen Geist, sondern den Menschen als verleiblichtes Selbst. Die Beiträge des vorliegenden Bandes (z. B. von Klaus Baumann, Christoph Gellner, Birgit Jeggle-Merz, Ralph Kunz u. a.) erkunden diese Resonanzaspekte im Hinblick auf das Gebiet heutiger Spiritual Care.

Auch in säkular geprägten klinischen Kontexten sind vielfältige Gebetsvollzüge zu beobachten. Sie stehen in einem eigentümlichen Verhältnis zu den therapeutischen und palliativen Behandlungen, die sie begleiten. Denn das Beten behandelt nicht, sondern antwortet auf den Widersinn von Krankheit, Behinderung, Tod und finaler Trennung. Auf leibsinnliche Art und Weise können sich in Gebetsvollzügen neue Sichtweisen auf das eigene Leben und Erfahrungen von Trost und Behütetsein erschließen.

Simon Peng-Keller (Hg.) Gebet als Resonanzereignis. Annäherungen im Horizont von Spiritual Care, Vandenhoeck & Ruprecht, Theologische Anstöße – Band 007, Göttingen 2017, ISBN 978-3-7887-3228-8,