Engagiert für die Bildung in der Kirche der Deutschschweiz

     

Als 12-jähriger wünschte er sich, ein Leben lang zur Schule gehen zu dürfen, heute ist er Präsident des Bildungsrats der römisch-katholischen Kirche in der deutschsprachigen Schweiz. Dr. Markus Thürig, Generalvikar des Bistums Basel, war massgeblich an der Gründung des TBI beteiligt, nach sieben Jahren der Präsidentschaft übergab er die Aufgabe an Diakon Andreas Brun, Personalverantwortlicher des Bistums Basel. Dorothee Foitzik und Michael Hartlieb haben den Gründungspräsidenten des Trägervereins zum Abschied interviewt.

 

… Markus, Du hast die Gründungsphase des TBI begleitet und warst auch in der Aufbauphase intensiv eingebunden, bevor Du das Präsidium in diesem Jahr abgegeben hast. Wie ist es zu diesem Engagement gekommen und welche Zielvorstellungen waren dabei für Dich leitend? Hast Du die Aufgabe gerne übernommen?

 

Seit 2011 bin ich Mitglied der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz und Mitglied in Gremien der Mitfinanzierung SBK/RKZ. In den Jahren bis zur Gründung des TBI (16. September 2014) regte die Mitfinanzierung eine Bündelung der Bildungsleistungen in der Deutschschweiz an. Die DOK unterstützte diese Strategie, weil sie der Bildung des kirchlichen Personals für die Pastoral- und Kirchenentwicklung hohe Priorität gibt. Verhandlungen mit verschiedenen Bildungsanbietern führten zur Gründung des Theologisch-pastoralen Bildungsinstituts aus drei Organisationen: IFOK (Institut für kirchliche Weiterbildung), theologiekurse.ch und die Personalkurse der Diözesen Basel, Chur und St. Gallen, Sion (Oberwallis) und Lausanne-Genf-Freiburg (Deutschfreiburg).

Gute Bildung für die Kirche benötigt ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen und eine gute Abstimmung mit den Bistümern und ihren Leitlinien für Pastoral und Personal. Mich dafür einzusetzen, macht mir bis heute Freude.

 

… Gab es auf dem Weg grössere «Stolpersteine» zu überwinden – oder war den handelnden Personen von Beginn an klar, wie das «Endprodukt» TBI aussehen soll?

Die Mitfinanzierungsgremien hatten ihre Vorstellung und suchten das Gespräch mit den Organisationen, die sich sinnvoll in einem Bildungsinstitut ergänzen könnten. Stolpersteine gab es drei: erstens, «was mir lieb ist, will ich bewahrt wissen»; zweitens, die Forderungen nach finanzieller Besitzstandswahrung; drittens, Mitspracherechte der bisherigen Institutionen im neuen Bildungsinstitut.

 

… in den einschlägigen kirchlichen Veröffentlichungen quer durch alle christlichen Konfessionen wird Bildung in der Breite des Begriffs als überaus relevant für die Zukunft der Kirchen erachtet. Was kann Deiner Meinung nach Bildung leisten – und was nicht?

Bildung schafft Horizonterweiterungen, eine neue Sicht auf Bekanntes, ein Wahrnehmen von noch Unbekanntem. Bildung motiviert und inspiriert: Das möchte ich anpacken! Das möchte ich versuchen! Bildung ermöglicht Reifung der Persönlichkeit mittels Selbstreflexion und Evaluation der Arbeit.

Bildung kann aber die konkrete Umsetzung vor Ort nicht leisten. Die kleinen Schritte, das tägliche Anpacken, die Ausdauer gegen Widerstände – das lehrt das Leben und das Gebetsleben.

 

… wie bist Du eigentlich selbst zum Thema «Bildung» gekommen? Hattest Du ein besonderes Bildungserlebnis, das Dir bis heute wichtig ist?

Zum Engagement für das TBI bin ich über meine oben erwähnten Gremienmitgliedschaften gekommen – und mein Pflichtbewusstsein. Als biographische Anekdote zum Bereich Bildung dies: Auf die Frage meiner Mutter, was willst du einmal werden, habe ich als Sechstklässler geantwortet: Immer zur Schule gehen.

 

… Wenn Du freie Zeit hättest: Welches Weiterbildungsangebot würdest Du selbst auswählen?

In diesen Tagen habe ich mich am Boston College für die online-Weiterbildung zur Synodalität angemeldet. Ich wähle also noch, was meinem Auftrag dient. Meine Wunschthemen für später sind: geistliche Tradition des Christentums, Heiligenbiographien und Kunstgeschichte des Christentums.

 

…Und wenn Du Dich in der Kirche der Schweiz und weltweit umsiehst: Worauf würdest Du bei künftigen Bildungsangeboten besonderen Wert legen, was «tut Not»?

Not bringt die Bildungsresistenz, der man in den kirchlichen Berufsgruppen begegnet. An Angeboten mangelt es nicht. Darum versuche ich, das kirchliche Personal für Bildung zu motivieren; den Anstellungsbehörden empfehle ich, Bildung finanziell und mit Arbeitszeit zu unterstützen.

 

… Was willst Du dem TBI auf seinem weiteren Weg mitgeben? Welche Impulse wünschst Du Dir vom TBI?

T wie Theologie: Das Ringen mit Gottes Wort und das Einbringen der Rede von Gott und seinem Wirken möge Mittelpunkt und Massstab bleiben.

B wie Bistümer: Zwischen dem TBI und den Bistümern bleibe ein reger Austausch in der Überzeugung, wir sind füreinander da.

I wie Inspiration: Ich wünsche dem TBI, dass es geistbeseelt vorausschauend in den Menschen, die im TBI Kurse belegen, die Bereitschaft zum Zeugnis stärken und begeisternde Hoffnung entfachen kann.