Andreas Brun ist neuer TBI Präsident

     

 

Am 5. April 2022 hat die Delegiertenversammlung mich als Nachfolger von Dr. Markus Thürig zum Präsidenten des Trägervereins des TBI gewählt. Zuvor hat mich die DOK zum neuen Vertreter des Bistums Basel im Bildungsrat der katholischen Kirche in der Deutschschweiz ernannt. In dieser «PRISMA»-Ausgabe darf ich mich Ihnen kurz vorstellen. Ich werde dies mit den beiden Stichworten «Erinnerungen» und «Erwartungen» verbinden.

Erinnerungen sind ein fester Bestandteil meines bald 59-jährigen Lebens. Mein beruflicher Werdegang hat die Vorgängerinstitutionen des TBI mehrmals gekreuzt. Im TKL, dem «Theologiekurs für Laien», wie er damals noch hiess, bekam ich meinen ersten Einblick in die Welt der Theologie.

In meiner Erinnerung tauchen viele Namen von Dozentinnen und Dozenten und Mitstudierenden auf. Mit einzelnen Personen habe ich bis heute Kontakt. Geschichten und Episoden verbinde ich mit dieser Zeit. Einer der ehemaligen Dozenten, Kardinal Kurt Koch, hat uns in einer der ersten Vorlesungen empfohlen, einen Fremdwörterduden anzuschaffen – wer nicht Griechisch oder Latein in seinem Bildungsrucksack habe, komme nicht darum herum. Der Duden hat mich lange begleitet: an langen Abenden in der kirchlichen Jugendarbeit als Hilfsmittel bei Wortbedeutungsspielen.

Zweimal pro Woche hat mich der TKL in den grossen Saal des ehemaligen Priesterseminars St. Beat in Luzern geführt. Zuerst aus dem Entlebuch, später aus Obwalden. Vor den Lehrveranstaltungen und in den Pausen und ab und zu auch danach bildete sich eine Art Community. Für mich ein Vorteil der Offline-Welt. Heute würde ich eine Online-Version vorziehen. Mit dem Institut für kirchliche Weiterbildung IFOK verbinde ich die Erinnerung an Karl Kirchhofer, an erste Kurse in Chur. Erinnerungen, die ich mit Dankbarkeit verbinde. Dankbarkeit, dass ich in unserer Kirche durch diese Bildungswege und Kurse die Möglichkeit hatte, in einen kirchlichen Beruf einzusteigen.

Mein zweites Stichwort lautet «Erwartungen». Bei Google findet sich als Umschreibung des Worts «Zustand des Wartens, Spannung». Ich bin gespannt, wie sich die kirchliche Bildungslandschaft in der Deutschschweiz weiter verändert. In der Publikation «Anders. Bildung. Kirche.» werden Impulse gegeben und neue Möglichkeiten umschrieben, die bei einem dazu gehörenden Studientag schon diskutiert wurden. In dieser Topografie der Bildungslandschaft zeigen sich klare Vorstellungen und viel Spielraum für Entwicklungen. Für das TBI-Team und den TBI-Vorstand ist der «Zustand des Wartens» nicht angezeigt. Sowohl in der theologischen Grundbildung, der kirchlichen Weiterbildung als auch in den Personalkursen stehen grosse Aufgaben an. Eine spannende Zeit!

Mit Blick auf meine Familie mit drei erwachsenen Kindern und ihren Partner:innen ist Digitalisierung entscheidend in vielen (allen?) Lebensbereichen. Selbstverständlich geht Technik nicht ohne Inhalt. Menschen lesen heute Artikel aus dem «Guardian», der «New York Times» oder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (die drei Namen sind rein zufällig ausgewählt). Vorlesungen aus aller Welt lassen sich heute via YouTube verfolgen. Im Zug beobachte ich Reisende, welche auf Tablets oder Smartphones Videovorlesungen mitverfolgen, bei Autofahrten oder beim Sport werden Podcasts abgerufen.

Wer gehört werden will, muss in der Topografie heutiger Bildungskommunikation gefunden werden, auch Monate später noch. Digitale Angebote bewegen sich in einer Topografie, welche nicht an den Landesgrenzen Halt macht – für die eher kleinräumig denkende und organisierte (kirchliche) Schweiz keine einfache Aufgabe. Als missionarische Kirche haben wir den Auftrag, nicht nur den engsten Kreis von (Bildungs-) Interessierten und bereits bekannten kirchlich Engagierten in den Blick zu nehmen, sondern die teilweise unbekannte grosse Mehrheit von Menschen guten Willens. Um unsere Inhalte mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu verbreiten, braucht es Innovation und finanzielle Ressourcen. Ich freue mich darauf, dies im Rahmen der Vorstandsarbeit begleiten zu dürfen.

 

Andreas Brun-Federer

Diakon, Personalverantwortlicher des Bistums Basel