Weshalb theologische Grundbildung?

     

Wer eine Kirche betritt, ist mit Orten, Gegenständen und Bildern konfrontiert, die eine Grundkenntnis der christlichen Symbolwelt voraussetzen. Wer kompetent in die aktuelle Debatte um den gesellschaftlichen Status islamischer Gemeinschaften (und anderer Religionsgemeinschaften) in der Schweiz eingreifen will, muss die eigene Tradition kennen. Wer nicht wenigstens die wichtigsten Erzählungen und Motive der Bibel kennt und mit ihnen umzugehen weiss, wird Mühe haben, literarische Werke, auch aus neuester Zeit, zu lesen; die vielen biblischen Anspielungen und Anleihen werden ihm/ihr entgehen oder ein Rätsel bleiben.

Grund genug – und die Liste der Beispiele liesse sich problemlos verlängern –, sich mit der jüdisch-christlichen Tradition, mit Bibel und christlicher Symbolwelt, mit Glauben und religiöser Lebensdeutung vertraut zu machen.

 

In einer Zeit, in der Säkularisierung und Pluralisierung rasant voranschreiten und in Bezug auf die christlichen Kirchen ein eigentlicher Traditionsabbruch schwelend im Gange ist, wird Glaubensbildung umso wichtiger. Sie richtet sich deshalb ebenso an gläubige und kirchlich sozialisierte wie auch an säkulare und skeptische Zeitgenossinnen und Zeitgenossen.

Glaubensbildung. Die Theologische Grundbildung am TBI bezweckt nicht zuletzt eben dies. Das heisst konkret: Sie führt ein in die jüdisch-christliche Gedanken- und Symbolwelt, in deren Lebensdeutung und Weltbild; sie eröffnet einen Zugang zur Bibel, dem weltweit meist gelesenen und meist übersetzten Buch, das eigentlich eine ganze Bibliothek beinhaltet. Sie setzt sich denkerisch und spirituell mit der Frage nach Gott auseinander, ringt um die Fragen nach Sinn und Ziel des Lebens, nach Glaube und Kirche, nach Leiden und Sterben, nach dem Tod und dem Darüber-Hinaus; sie blickt auch auf die Schätze der andern Religionen. Immer geht es ihr dabei um die Vermittlung von Basics, und sie stützt sich auf den neuesten Stand der theologischen Wissenschaft. Nicht zuletzt deshalb heisst sie «Theologische Grundbildung». In diesem Bereich des TBI werden zurzeit drei verschiedene Kurse bzw. Lehrgänge vorbereitet und durchgeführt, die sich in Dauer und Anspruchsniveau, aber auch teilweise in methodisch-didaktischer Hinsicht unterscheiden.

Der vierjährige Studiengang Theologie STh  vermittelt interessierten Frauen und Männern eine systematische, qualifizierte Einführung in die Hauptgebiete der Theologie – aus katholischer Sicht, aber in ökumenischer Offenheit. Er wird als Abendkurs zentral in Zürich angeboten und als sogenannter Fernkurs mit Studienwochenenden und Studienwochen in Bildungshäusern der Zentralschweiz. Die Dozentinnen und Dozenten sind theologische Fachleute mit einer Zusatzausbildung in jenem Bereich, den sie im STh unterrichten. Da dieses Angebot einem Fachhochschulniveau nahekommt, braucht es dafür gewisse bildungsmässige Voraussetzungen, die auf der Homepage einsehbar sind und im Zweifelsfall individuell abgeklärt werden. Ohne Aufnahmebedingungen (aber auch ohne die Möglichkeit zu einem qualifizierten Abschluss) sind auch Gasthörerinnen und Gasthörer  herzlich willkommen. Bei der Anstellung von Frauen und Männern im kirchlichen Dienst wird der STh immer häufiger auch zur Bedingung gemacht. In Absprache mit den Ausbildungsverantwortlichen der einzelnen Diözesen gibt es mit dem abgeschlossenen STh Möglichkeiten, sich für gewisse kirchliche Berufsfelder weiter zu qualifizieren.

Zeitlich weniger intensiv und inhaltlich weniger anspruchsvoll, aber dennoch theologisch qualitativ hochstehend sind die beiden Glaubenskurse «Bibel verstehen » und «Gott und Welt verstehen ». Sie können einzeln und unabhängig voneinander besucht werden und bilden dennoch zusammen eine Einführung in die wichtigsten Fragen der Bibel und des christlichen Glaubens. Im Unterschied zum STh werden diese beiden Glaubenskurse regional an verschiedenen Orten der Deutschschweiz durchgeführt. Die Kursleitenden sind Theologinnen und Theologen aus der Region. Die festen Kursgruppen von 12-20 Teilnehmenden ermöglichen methodisch ein vielfältiges Arbeiten mit Impulsreferaten und Gesprächen in Kleingruppen, mit kreativen und meditativ-spirituellen Elementen. Die beiden Glaubenskurse können aus persönlichem Interesse besucht werden, bilden aber – qualifiziert abgeschlossen – zugleich die theologischen Grundmodule M3 und M4 innerhalb der ForModula-Ausbildung zur Katechetin bzw. zum Katechten oder Jugendarbeiter/-in mit Fachausweis.

Ein strukturell anders geartetes Angebot ist Theologie 60plus . Es richtet sich vornehmlich (aber keineswegs ausschliesslich!) an Menschen, die das Berufsleben hinter sich haben. Deshalb wird es am Vormittag in Form von Matineen gestaltet. Die Suche nach theologisch tragenden Antworten und spirituell nährenden Impulsen nimmt mit vorgerücktem Alter nicht ab. Im Gegenteil. Aber sie wird spezifischer. Nicht mehr Gruppenarbeiten sind gefragt, wohl aber theologisch-spirituelle Impulsreferate sowie intensive Gespräche untereinander und hilfreicher Austausch von Erfahrungen. Dafür bieten die wöchentlichen Matineen Raum. Im Rahmen von Theologie 60plus werden in verschiedenen Regionen und Pfarreien jeweils sieben Matineen zu einer Themenreihe ausgeschrieben. Derzeit stehen sechs Themenreihen à sieben Matineen zur Verfügung. Und im Lauf der nächsten Jahre soll noch die eine oder andere Themenreihe dazukommen.

Im gesamten Bereich Theologische Grundbildung lernen die Teilnehmenden eine Theologie kennen, die Lebenshilfe sein will und Orientierung geben kann. Weil das konkrete Leben im ständigen Wandel sich befindet und die vorgefertigten Lebensentwürfe oft nachhaltig und schmerzlich durchkreuzt, sind wir Menschen auch mit einer lebensdienlichen Glaubensbildung nie fertig. Ziel in allen Angeboten ist deshalb eine Theologie, die nicht satt macht, sondern hungrig.

Nähere Informationen finden Sie auf der TBI-Homepage unter: https://www.tbi-zh.ch/theologische-grundbildung/