Was macht eigentlich das Theologisch-pastorale Bildungsinstitut TBI?

     

Jenseits des medialen Rampenlichts hat das neu gegründete deutschschweizerische Kompetenzzentrum für theologische Bildung Erwachsener und berufsbezogene Weiterbildung kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ende November 2015 seinen Geschäftssitz in Zürich-Enge bezogen und seine Arbeit aufgenommen. Es bündelt die kirchlichen Bildungsangebote, die bisher von theologiekurse.ch, vom Institut für kirchliche Weiterbildung IFOK und den interdiözesanen Lenkungsausschüssen „Vierwochenkurse“ bzw. „Kurs Gemeinde leiten“ verantwortet wurden. Gerne stelle ich hier zentrale Gesichtspunkte dieser Reorganisation näher vor, die mir in meiner Doppelfunktion als Institutsleiter und Bereichsleiter Personalkurse besonders wichtig sind.

 

Kirche in Change-Prozessen

Kirche und Seelsorge nicht nur in der Schweiz stehen vor grossen pastoralen und organisatorischen Herausforderungen: eine zukunftsgerichtete Kirchenentwicklung aktiv zu gestalten, nicht nur das Ende traditioneller Volkskirchlichkeit und den Rückgang personeller bzw. finanzieller Ressourcen reaktiv zu verwalten, das geht nicht ohne Bildung.

Wie kann Kirche zusätzliche personelle Ressourcen erschliessen, Begabungen und Kompetenzen auf dem Weg in eine kirchliche Anstellung unterstützen und begleiten? Und wie kann es der Kirche gelingen, Mitarbeitende für ihre anforderungsreiche Tätigkeit in ihrer Motivation und Arbeitszufriedenheit zu fördern und so längerfristig an sich zu binden?

Die Gewinnung, Förderung und Profilierung qualifizierten kirchlichen Personals ist eng mit der Entwicklung der Kirche als Organisation sowie attraktiven Aus- und Weiterbildungsangeboten verbunden, die auf der Höhe der Zeit sind und auf gegenwärtige wie zukünftige Herausforderungen vorbereiten.

Sich im Glauben bilden war immer schon ein Wesensmerkmal von Kirche, das ist im Pluralismus vielfältiger Weltanschauungen und Religionen von heute notwendiger denn je. Die Wichtigkeit qualifizierter religiöser Bildungsarbeit mit Erwachsenen wird künftig eher noch zunehmen.

Übergänge von der theologischen Grundbildung zur berufsbezogenen Aus- und Weiterbildung gibt es zahlreiche, ja, die Erwartungen an weiterführende Anschlussmöglichkeiten nehmen zu. AbsolventInnen des Studiengangs Theologie, die diesen mehrjährigen Durchgang durch die Hauptdisziplinen der Theologie zunächst vielleicht nur aus persönlichem Erkenntnisinteresse begonnen haben, kommen auf den Gedanken, sich im Dienst der Kirche hauptberuflich für eine zeitgemässe Glaubenskommunikation zu engagieren. Der erfolgreiche Besuch der beiden Glaubenskurse führt zur Katechese bzw. JugendarbeiterInnen-Ausbildung mit Fachausweis nach ForModula und allenfalls darüber hinaus.

 

Option Bildung

Die von DOK und RKZ angestossene Zusammenführung von theologiekurse.ch, IFOK und den interdiözesanen Personalkursen unter dem gemeinsamen Dach des TBI macht allein schon darum Sinn; zugleich bietet die Bündelung von Kräften und Kompetenzen zukunftsorientierte Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Aufgaben und Angebote.

Ähnliche Synergieeffekte sprachen auch für die Anbindung des Bildungsgangs kirchliche Jugendarbeit mit Fachausweis nach ForModula ans TBI. Seit Anfang Mai 2016 trägt das TBI die Verantwortung für Geschäftsführung und Zentralsekretariat. Durch die Wahrnehmung der zentralen Bildungsmanagementaufgaben entlastet das TBI die beteiligten kantonalen Fachstellen, die sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Diese liegen in der Aufnahme und Begleitung der Teilnehmenden sowie der Durchführung der Einzelmodule.

Mit drei Bildungsfachpersonen für die Bereiche Theologische Grundbildung, Kirchliche Weiterbildung und Personalkurse gut aufgestellt, vermag das TBI sprachregionale Ausstrahlung als Kompetenzzentrum für kirchliche Bildung der Deutschschweiz zu entwickeln. PRISMA ist dafür ein wichtiges Kommunikationsmedium. Neben eigenen Bildungsangeboten erbringt das TBI mit seinem fachlichen Knowhow Dienstleistungen im Auftrag des neu gegründeten Bildungsrats der katholischen Kirche der Deutschschweiz. Insbesondere beobachtet es die kirchliche Bildungslandschaft, evaluiert die sich verändernden kirchlichen Berufsfelder und beurteilt den Bedarf neuer Bildungsangebote. Darauf gestützt erarbeitet das TBI Grundlagen für die Bildungsarbeit und entwickelt Konzepte für kirchlichen Entscheidungsträger. So unterstützt es die diözesanen Bildungs-, Personal- und Pastoralverantwortlichen sowie die kantonalen kirchlichen Fachstellen.

Die strategische Führung des TBI liegt beim Bildungsrat der katholischen Kirche der Deutschschweiz , die betriebliche Führung beim Verein Theologisch-pastorales Bildungsinstitut der deutsch-schweizerischen Bistümer in Zürich . Auf das Zusammenspiel zwischen Bistümern, kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften und deren Fachstellen wird es bei der angestrebten verstärkten sprachregionalen Koordination und Steuerung ankommen.

 

Mitarbeiterförderung: z.B. Bildungszeit für TheologInnen nach 10 und 20 Dienstjahren

Im Bereich Personalkurse (Vierwochenkurse, Kurs Gemeinde leiten) habe ich bereits in engem Austausch mit den diözesanen Bildungsverantwortlichen eine zeitgemässe Weiterentwicklung des Vierwochenkurses für Theologen und Theologinnen nach 10 und 20 Dienstjahren an die Hand genommen. Der Bildungsrat D-CH hat der Neukonzeption dieser vierwöchigen Bildungszeit einstimmig zugestimmt, die ab 2017 wie folgt gestaltet wird:

  • Das TBI führt zwei obligatorische Studienwochen zu aktuellen theologisch-pastoralen Themenschwerpunkten durch, die zugleich Gelegenheit bieten zu Austausch und Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen auf interdiözesaner Ebene der D-CH.
  • Die übrige Bildungszeit kann über zwei Kalenderjahre nach eigener Wahl gestaltet werden, was eine stärkere Individualisierung des Lernens erlaubt. Die Veranstaltungen dieses Wahlpflichtbereichs sind von den zuständigen diözesanen Bildungsverantwortlichen zu genehmigen. Als Unterstützung wird eine Auswahl empfohlener Wahlpflichtkurse auf www.tbi-zh.ch/Personalkurse/Vierwochenkurs für TheologInnen aufgeschaltet.
  • Unmittelbar vor den beiden obligatorischen Studienwochen führt das TBI einwöchige Besinnungstage als Wahlpflichtangebot durch. Für diejenigen, die einen Sabbat-Monat realisieren wollen, sind damit drei der vier Wochen durch organisierte Bildungsveranstaltungen am Stück bereits abgedeckt.

 

Personal- und Kirchenentwicklung

Darüber hinaus engagiert sich das TBI für ein zeitgemässes attraktives Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot. Zu Recht sieht die Pastoralplanungskommission der Schweizer Bischofskonferenz die heutigen „Seelsorgeberufe in Veränderung“: „Der Umbau pastoraler Strukturen, Teamarbeit in der Seelsorge und nicht zuletzt veränderte Erwartungen bei den Gläubigen verlangen nach neuen Rollenverständnissen und Modellen.“ Institutionelle Personalentwicklung hat die Aufgabe, diese Veränderungen zu antizipieren sowie kirchliche Berufsleute durch Aus- und Weiterbildung gezielt darauf vorzubereiten und zu begleiten.

Ebenso nötig wie vermehrte Anreize für berufliche Weiterbildung sind echte berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in Form eines erweiterten Aufgabenspektrums und wachsender Verantwortung, was eine gezielte Kompetenzerweiterung mittels Zusatzausbildungen o.ä. erforderlich macht. Eine wichtige Entwicklungsaufgabe stellt die Erweiterung der bestehenden ForModula-Bildungsgänge Katechese und kirchliche Jugendarbeit, die zukunftstaugliche Klärung vorhandener und allenfalls neuer Berufsbilder sowie die Durchsetzung möglichst hochstehender Aus- und Weiterbildungsstandards im Rahmen kirchlicher Anstellungen dar.

Für die Reputation der Kirche sind kompetente Mitarbeitende ein zentraler Erfolgsfaktor. Der Übergang von Pfarreien zu grösseren pastoralen Räumen mit stärkerer übergemeindlicher Koordination und Zusammenarbeit erfordert nicht nur neue Kompetenzen, sondern bietet auch grosse Chancen zur Profilbildung und entsprechender beruflicher Schwerpunktsetzung, wenn davon ausgegangen wird: niemand kann alles für alle bieten wollen. Solche Spezialisierung steigert die Berufszufriedenheit und -attraktivität. Gerade in Zeiten des Um- und Rückbaus sollte in die wertvollste Ressource der Kirche investiert werden: die engagierten und kompetenten Personen, die ihr ein konkretes Gesicht geben.

Dr. Christoph Gellner, Institutsleiter und Bereichsleiter Personalkurse