Impulsgebende Pastoral – Thesen

     

1) Eine impulsgebende Pastoral will Christsein ermöglichen:

„Denn das Ziel des Christseins ist nicht die Bildung von Kirche; sondern das Ziel von Kirche ist die Entwicklung von Christsein.“ (Matthias Sellmann)

 

2) Eine impulsgebende Pastoral setzt auf eine „Religion to go“.

Sie stattet Menschen in passageren Situationen mit religiöser Kompetenz aus, die sie befähigt, in ihrem Alltag Religion zu handhaben oder mit Religion umzugehen. Sie setzt voraus, dass passagere Kirchenbeziehungen die Mehrheit sind. Die unbekannte Mehrheit nimmt Religion in bestimmten Übergangssituationen und Lebensphasen in Anspruch.

 

3) Eine impulsgebende Pastoral setzt auf Sinnsucher.

Ihnen will sie in bestimmten Lebensphasen oder dauerhaft Impulse geben für ein religiöses Selbstverständnis und eine religiöse Alltagsgestaltung: Die entzauberte Moderne bringt ein doppeltes Unbehagen hervor: das Unbehagen an der Moderne und das Unbehagen an der Religion. Das Unbehagen an der Moderne bezeichnet Charles Taylor als Unbehagen an der Immanenz.

„(1) das Gefühl der Fragilität des Sinns, der Suche nach einer Gesamtbedeutung,

(2) die empfundene Schalheit unserer Versuche, die entscheidenden Augenblicke des

Übergangs feierlich zu begehen, (3) das völlig Fade und Leere der Normalität“.

Doch das Unbehagen an der Religion verhindert eine Rückkehr zur vorgegebenen Tradition. Die Suche vieler Menschen kann nur aufgegriffen werden, wenn es gelingt, das christliche Repertoire an ihre säkulare Existenz der Menschen anzuschließen und für diese plausibel zu werden.

 

4) Eine impulsgebende Pastoral ermöglicht

– rituelles Feiern: Rituale und Liturgien anzubieten und zu feiern, damit Menschen in Symbolhandlungen ihr Leben ausdrücken und deuten können und gestärkt in ihre Zukunft entlassen werden.

– spirituelle Praxis: Menschen zu einer spirituellen Alltagspraxis anzuleiten – durch (Ein-)Übungsorte religiöser Praxis und Reflexionsorte der Lebenspraxis.

– religiöse Kommunikation: Das Evangelium in den Lebenswirklichkeiten der Menschen und mit den Menschen zu entdecken und ihm Sprache zu geben.

– seelsorgliche/sakramentale Präsenz: In Zeichenhandlungen die Gegenwart Gottes in der Welt sichtbar machen; in sakramentaler und seelsorglicher Zuwendung diese erfahrbar machen.

 

5) Eine impulsgebende Pastoral will Christsein ermöglichen und Räume schaffen für religiöse Auseinandersetzung und Praxis, die Freude macht, das Leben bereichert und sonst keinem Zweck dient. Eine impulsgebende Pastoral will niemanden zu etwas bewegen, was er/sie nicht will. Sie will weder integrieren noch andere Nebeneffekte erzielen.

 

6) Das Projekt Sinnsucher („Gesprächstüten“) ist für uns deshalb impulsgebende Pastoral, weil es

– religiöse Kommunikation ermöglicht,

– christliche Deutungen im Plural anbietet,

– unabhängig von kirchlichen Sozialformen durchgeführt werden kann,

– dialogisch angelegt ist,

– spielerisch geschieht und daher Spaß machen soll.

 

7) In einer impulsgebenden Pastoral verstehen sich hauptamtlich Tätige und freiwillig Engagierte als Impulsgeber/innen bzw. Ermöglicher/innen. Graphik zum Ermöglichen

 

 

Thesen von Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Zürich 20.03.2017