Fit für Vielfalt

     

Dort, wo Menschen mit der Kirche in Kontakt kommen, geschieht dies vor allem in existentiell und biografisch bedeutsamen Situationen. Die Ausstrahlung und die Professionalität des Personals vor Ort entscheiden meist darüber, ob Menschen diese Begegnungen positiv oder eher negativ gefärbt im Gedächtnis bleiben.

Berufsbezogene kirchliche Weiterbildung hat die Aufgabe, Menschen in ihrem professionellen Tun zu unterstützen, ihre Wahrnehmungsfähigkeit zu schulen, ihre Ressourcen zu stärken, ihnen neue Wege aufzuzeigen, sie zu ermächtigen, Neues und Anderes zu wagen, ihnen möglichst effizient Kompetenzerweiterung zu bieten.

 

Wird weisses Licht durch ein Prisma gelenkt, treffen die Lichtstrahlen in einem bestimmten Winkel auf die Oberfläche eines anderen Mediums (Glas, Wasser). Das Prisma kann das Licht in die Spektralfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett zerlegen, weil kürzere Wellenlängen stärker gebrochen werden als längere. Wir sehen ein Band oder einen Fächer aus sogenannten Regenbogen-Farben.

Kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vielfältig beteiligt an der Kommunikation des Evangeliums. Die Botschaft wird konfrontiert mit den verschiedenen Facetten menschlichen Lebens in der Gegenwart, es entsteht eine bunte Vielfalt, vergleichbar den schimmernden Regenbogen-Farben.

 

Die Kraft der Bilder und der „gute“ Ruf

Neben den persönlichen Begegnungen haben Bilder eine prägende Kraft. Für die Wahrnehmung der Kirche – von aussen wie von innen – macht es einen Unterschied, ob hauptsächlich Bilder von leeren Kirchen, von Veranstaltungen mit mehrheitlich grauen Köpfen, von Meditationskreisen, gebildet aus Menschen in den mittleren Jahren, oder von einer Kinderfreizeit übermittelt werden – oder ob von Begegnungen in bisher ungewohnten Settings (z. B. Seelsorge im Tabubereich) oder von bunter Vielfalt der Menschentypen und Generationen berichtet wird. Je nachdem wird die Bewertung gleich mittransportiert: Eine Darstellung ausschliesslich unter Vorzeichen des Verlustes oder des Mangels bildet Kirche so einseitig ab wie die Konzentration auf Events an ungewöhnlichen Orten (Kirche im Wellnessbereich oder im Fitnessstudio).

Parallel zur allzeit präsenten Auseinandersetzung mit dem Strukturwandel von Kirche müssen sich Mitarbeitende der Kirche nahezu täglich mit der Kongruenz dieser Bilder zur tatsächlich erlebten Realität auseinandersetzen. Denn zahlreiche, sich teilweise widersprechende, Bilder bilden Kirche in ihrer deutschschweizerischen Prägung ab. Das Licht der Botschaft bricht sich – konfrontiert mit den Facetten der erlebten und gelebten Gegenwart – in einer bunten Farbigkeit.

Das seelsorgliche Gespräch, die ansprechende, gegenwartsbezogene Predigt, der ermächtigende, wertschätzende Umgang mit Freiwilligen sind bedeutsame Punkte, an denen Kirche passförmig wird. Passförmig meint nicht angepasst im Sinne von unkritisch übernommenen Erwartungen, sondern anschlussfähig, englisch „fitting“. Man versteht sich sprachlich, findet Anknüpfungspunkte für die Kommunikation über das Transzendente und bleibt nicht im Staunen vor der Exotik der je anderen Lebensweise stecken.

Die Studie zur Kirchenreputation[1] hat aufgezeigt, dass das Ansehen der Kirche stark abhängig ist vom Agieren und der Glaubwürdigkeit der Mitarbeitenden vor Ort. Da bleibt eine „gute“ Predigt im Gedächtnis, wird die Begleitung in existenziell bedeutsamen Situationen geschätzt, wird die Unverzichtbarkeit des kirchlichen Handelns im diakonischen Bereich betont. Selbst diejenigen, die diese Dienste der Kirchen nicht Anspruch nehmen, unterstützen meist das Engagement für die (bedürftigen) Anderen.

Ressourcen stärken – Kompetenz erweitern

Die berufsbezogene kirchliche Weiterbildung knüpft bei den Ressourcen der Mitarbeitenden an und will sie in der Entwicklung ihres Alltags sowie neuer Formen der Katechese und Seelsorge unterstützen. Die Kursteilnehmenden entwickeln ihre Selbstkompetenz, wenn Selbstwahrnehmung, Selbsteinschätzung und Selbstverantwortung gestärkt werden, damit das eigene Potential ausgeschöpft werden kann. Die Teilnahme an Veranstaltungen der kirchlichen Weiterbildung erhöht die Sozialkompetenz. Gelernt werden Wahrnehmung und Einschätzung anderer und Gesetzmässigkeiten der Gruppe. Gemeinsam wird der Umgang mit Konflikten, Blockaden, verschiedenen Rollen, mit Leitung und Erwartungen geübt. Grundlagenwissen und innovative Ansätze werden vermittelt und für die Praxis umgesetzt. Damit fördern die Kurse die Fachkompetenz.

Übergreifend für verschiedene kirchliche Mitarbeitende ist der Kurs Ziele setzen. Grundkurs mit dem ZRM gedacht. Immer wieder sind wir herausgefordert, Ziele neu zu setzen, eine Standortbestimmung vorzunehmen, sei es in der persönlichen (beruflichen) Situation oder angesichts von Veränderungen in Teams. Das im Kurs Gelernte kann auch erweitert und in der Beratung von Einzelpersonen eingesetzt werden.

Das Bildungsangebot im Bereich der Predigtkunst Ohne Wenn und Aber. Inhalt und Form von Predigten unterstützt Fachpersonen, die einen Predigtauftrag haben.

In Kooperation mit der Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge bietet das TBI schon im siebten Durchgang die Ausbildung in Bibliodrama-Leitung 2016–18  an. Folgende Sequenzen können als Weiterbildung gebucht werden. Sie dienen der Kompetenzerweiterung für die Seelsorge und gemeinschaftliche Glaubens-Kommunikation: Glaubenskommunikation in Gruppen, Bibliolog in Bewegung, Bibliodramatische Elemente in der Liturgie

Der Zertifikatslehrgang Partnerschafts- Ehe- und Familienpastoral in Zusammenarbeit mit der Universität Luzern unterstützt Seelsorgende in der Kommunikation und Arbeit besonders in diesem Bereich. Dies geschieht unter Berücksichtigung der ständig im Wandel befindlichen Lebenswelten und Strukturen beispielsweise der Familien.

 

Zusatzqualifikationen für ReligionspädagogInnen und Fachpersonen im katechetischen Bereich

Neben der Seelsorge in ihren zahlreichen Facetten ist die Katechese mit Kindern und Jugendlichen bisher eine Hauptaufgabe kirchlichen Wirkens vor Ort. Daraus entsteht ein wichtiger Auftrag der kirchlichen Weiterbildung, angesichts der sich verändernden Strukturen auch des Religionsunterrichts und der Katechese verschiedene Möglichkeiten der Weiterqualifizierung für Religionspädagoginnen, (RPI/KIL) und KatechetInnen (Fachausweis ForModula) anzubieten. Der Schwerpunkt liegt auf der Ermächtigung für neue Aufgaben und der Kompetenzerweiterung für Leitungsaufgaben im katechetischen Bereich. Die Kurse sind bei ForModula akkreditiert.

Mit der Ökumenischen Zusatzausbildung für den heilpädagogischen Religionsunterricht im Auftrag der Kirchen (M 13) erwerben Personen mit einer religionspädagogisch-katechetischen Grundausbildung das Knowhow für Religionsunterricht und Katechese in Kompetenzzentren (heilpädagogischen Schulen etc.) sowie in integrativen Verhältnissen in Schule und Gemeinde.

In der kirchlichen Ausbildung für Religionsunterricht und Katechese braucht es in der Praxis vor Ort unverzichtbar Fachpersonen zur Begleitung und Beratung der Menschen in Ausbildung.  Das Basismodul Mentoring in der katechetischen Praxis (M 38) qualifiziert inklusive Unterrichtshospitation für diese Aufgabe.

Aufbauend können Kompetenzen für Leitungsaufgaben im Katechesebereich (M 22), inklusive Beratung und Begleitung von einzelnen und Gruppen, im gleichnamigen Kurs erworben werden, in 12 Kurstagen, verteilt auf drei Kurssequenzen.

Auch an der Entwicklung von Weiterbildungsimpulsen für die Gemeindekatechese, speziell mit Erwachsenen, ist der Bereich Kirchliche Weiterbildung beteiligt.

Qualifizierte Aus- und Weiterbildung für kirchliche Jugendarbeit

Das TBI hat die Geschäftsführung inne für den Bildungsgang Kirchliche Jugendarbeiterin/Kirchlicher Jugendarbeiter mit Fachausweis ForModula: www.fachausweis-jugendarbeit.ch

In 12 Modulen erwirbt eine Fachperson berufsbegleitend die nötigen Kompetenzen für eine professionelle Tätigkeit in der kirchlichen Jugendarbeit. Die Module werden jeweils mit einem Kompetenznachweis abgeschlossen. Gilt der Kompetenznachweis als bestanden, erhält die Person ein Modulzertifikat. Die biblisch-theologischen Grundlagen erwirbt man übrigens mit dem Besuch mindestens eines Moduls aus dem Angebot der Theologischen Grundbildung des TBI: M 3 Grundzüge biblischer Theologie (Bibel verstehen) oder M 4 Grundzüge christlicher Existenz (Gott und Welt verstehen). Sind 10 Pflichtmodule und zwei Wahlpflichtmodule mit Zertifikat abgeschlossen, kann man sich beim TBI zur Abschlussprüfung anmelden.

Alle Module können einzeln als Weiterbildungsangebot zur Kompetenzerweiterung absolviert werden, von TheologInnen, ReligionspädagogInnen oder KatechetInnen mit ForModula-Fachausweis.

Auch Firmwegverantwortliche und -leitungen, Präses/Präsides der Jugendverbände und der Ministranten, Sakristane sowie andere Engagierte können Kompetenzen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erwerben und vertiefen.

Personen mit einer sozialfachlichen Ausbildung, die in der kirchlichen Jugendarbeit tätig oder mit sozialdiakonischen oder animatorischen Aufgaben betraut sind, können mittels einzelner Module das nötige Knowhow für eine professionelle Tätigkeit in der Kirche erwerben.

Bildungslandschaft erschliessen

In der Bildungslandschaft der Kirche in der deutschsprachigen Schweiz gibt es eine Vielzahl von Angeboten zur Weiterqualifizierung. Deshalb strebe ich an, im Newsletter Kirchliche Weiterbildung aktuell einen möglichst umfassenden Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten zu geben – und auch einen Blick über die Grenzen von Sprache und Fachdisziplin hinweg zu wagen.

Dorothee Foitzik Eschmann, Bereichsleiterin Kirchliche Weiterbildung

www.tbi-zh.ch/kirchliche-Weiterbildung

 

[1]    Urs Winter-Pfändler. Kirchenreputation. Forschungsergebnisse zum Ansehen der Kirchen in der Schweiz und Impulse zum Reputationsmanagement, St. Gallen 2015 (Edition SPI)