herbergssuche
wir sind vertriebene von anfang an
den migrationshintergrund in den genen
irrend durch raum und zeit
wir die wohnmobilen
flüchten vor der gefühlten kälte
obdachlos noch in der herzkammer
wir im nachtasyl
der heimwehkranken
frostiges fremdeln vor uns selbst
einmal fanden
viehhüter und sternsucher
in einer notunterkunft ein kind
nahmen es auf den arm
spürten ein leises herzklopfen
an der tür zur menschlichkeit
hintereingang ins paradies
wenn es von innen klopft
dann öffne und tritt ein[1]
Sterndeuter
Sterne wie Samenkörner
an den Himmel gesät
wachsen dem schlaflosen Warten
blühend entgegen
Schau tief in deine Nacht
nur dort findet dich der Stern
der dir heimleuchtet
in den helleren Morgen
Brich das gewohnte Sternenzelt ab
und schlaf unter fremdem Himmel
in dir wohnt das Licht
das immerwegs mit dir zieht
Denn das Antlitz Gottes
steht nicht in den Sternen geschrieben
sondern in den leuchtenden Augen
eines geburtswunden Kindes[2]
[1]Andreas Knapp: Heller als Licht. Biblische Gedichte, Echter: Würzburg 42018, 44.
[2]Ders., Weiter als der Horizont. Gedichte über alles hinaus, Echter: Würzburg 82015, 37.