Lassen Sie sich bewegen

     

 

Weihnachten angesichts der Pandemie: Allein zu Hause sein, in Solidarität mit vulnerablen Personen, auf der Suche nach alternativen Ritualen zur Besinnung, wissend um die heilsame Wirkung von Musik und Bewegung für Leib und Seele…

 

Das Lied von der Stillen Nacht, der Heiligen Nacht

An Weihnachten 1818 in Oberndorf im Salzburger Land zum ersten Mal von Xaver Gruber (Melodie) und Joseph Mohr (Text) aufgeführt, damals mit sechs Strophen, wurde das Lied in 320 Sprachen übersetzt und 2011 von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe Österreichs anerkannt. Das Lied mit den tröstenden Worten und der eingängigen Melodie verbindet Menschen unabhängig von Herkunft, Alter und Religion.

Dazu noch eine Anregung aus einem Altenheim: An Heiligabend um 16.00 Uhr wurde Jahr für Jahr ein Wortgottesdienst gefeiert, vorbereitet vom „Liturgiekreis“, also von Bewohnerinnen des Hauses, unterstützt von der Abteilung der Beschäftigungsangebote. Das Singen des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde wegen seiner grossen emotionalen Wirkung nach draussen verlegt, in den Hof, in den Übergang zwischen Gottesdienst und festliches Abendessen in den Wohnbereichen. In der U-Form des Hauses konnten nun noch viele weitere Menschen aus den Fenstern zuhören und -schauen. Manchmal kamen Nachbarskinder dazu, um von den Wunderkerzen, die hierbei entzündet wurden, auch einige zu bekommen.

Wenn Sie in diesem Jahr besser andere für sich singen lassen, beispielsweise auf CD, so können Sie sich doch mit der Musik vom Wunder der Nacht bewegen lassen. In geschlossenen Räumen können Sie auch fluoreszierende Party-Armbänder nutzen, im langsamen Walzertakt als Stäbchen in der Hand oder am Handgelenk befestigt.

 

Lassen Sie sich bewegen

Manchmal haben die bekannten Advents- und Weihnachtslieder eine bewegende Geschichte… Hören Sie Weihnachtslieder aus aller Welt: Welcher kulturelle Hintergrund vollzieht sich da hörbar, welche Bräuche machen die Advents- und Weihnachtszeit aus?

Als Beispiel sei das bekannte italienische Lied „Santa Lucia“ genannt, 1849 veröffentlicht von Teodore Cottrau. Text und Melodie stammen aus Napoli. Nicht Nikolaus bringt gute Gaben am 6. Dezember, sondern die Kinder erhalten die Süßigkeiten am 13. Dezember, dem Lichterfest der Heiligen Luzia, das auch im weit entfernten Schweden gefeiert wird. Die Heilige lebte in Sizilien und brachte nachts Lebensmittel zu den Armen, den Lichterkranz trug sie zur Beleuchtung auf dem Kopf, um die Hände zum Transport der Gaben frei zu haben.

Eine sizilianische Folkloremusik, den dortigen Fischern zugeschrieben, wurde in Italien zur Marienverehrung genutzt „O sanctissima“. Den deutschen Text „Oh Du fröhliche“ widmete Johannes Falk 1815 den Zöglingen in seinem „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“ in Weimar. Die heute bekannten Strophen zwei und drei wurden von seinem Gehilfen Heinrich Holzschuher bereits für das Weihnachtsfest 1817 hinzugedichtet. Falk gründete sein Rettungsheim, nachdem er von seinen sieben Kindern vier durch eine Typhusseuche verloren hatte.

 

Viele Kinder singen Lieder mit Bewegungen. Die Erwachsenen machen die Bewegungen zur Kinder-Weihnachtsmusik mit, lassen sich die Gestik der Lieder beibringen oder denken sich neue Choreographien aus. Je weniger kleine Bewegungswechsel und Bilder genutzt werden, desto mehr Meditation und spiritueller Ausdruck ist den meisten Menschen dann möglich.

Besitzen Sie die CDs der Jugendseelsorge Thurgau mit den Volkstänzen? Nicht alle Vorschläge sind wild, z. B. der ruhige „Sonnentanz“ oder das „rumänische Wiegenlied“, – und vieles ist auch ohne Paarübung tanzbar. Wir tanzen!

 

Das englische Weihnachtslied „Hark The Herald Angels Sing“ ist Ihnen vielleicht bekannt in der gesungenen Version von Mahalia Jackson. Diese Musik wurde von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847) zur Ehrung der Buchdruckerkunst geschrieben, eine Verwendung für geistliches Liedgut lehnte der Komponist explizit ab. Der englische Text geht auf Charles Wesley und George Whitefield zurück und wurde 1739 zuerst veröffentlicht. Eine vom Aachener Domprobst Rolf-Peter Cremer vorgestellte deutsche Text-Version von Johannes Jourdan (1923 – 2020) stellt die Erwartungen auf den in den Mittelpunkt, der alle Erwartungen übertrifft und nichts von den Menschen erwartet.

  1. In das Warten dieser Welt fällt ein strahlend helles Licht. Weit entfernt von dem Gedränge klingt die Stimme, die da spricht:

Refrain: Sehet auf, der Retter kommt. Wachet auf und seid bereit, denn der Herr erlöst sein Volk wunderbar zu seiner Zeit. Denn der Herr erlöst sein Volk wunderbar zu seiner Zeit.

  1. In die Trauer greift Gott ein, er ist nahe dem, der weint. Dass auch in der tiefsten Not uns das Licht der Hoffnung scheint. Sehet auf, der Retter kommt…
  2. Neues Leben zieht dort ein, wo die Herzen müde sind. Gottes Geist weht durch das Land wie ein frischer Morgenwind. Sehet auf, der Retter kommt….

 

Verena Foitzik, Musiktherapeutin und Dipl. Sozialpädagogin, Aachen (D)